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Schreiben an die Berufungsrichterin beim LSG vom Januar 2019
Dieses Schreiben beinhaltet eine umfangreiche Sammlung von Beweisen eines seit Antragstellung auf Opferentschädigung und Berufsschadensausgleich im September 2009 zutiefst unsauber gelaufenen Verfahrens seitens des Landes Niedersachsen...
190202b Didillon Schreiben an Richterin
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In Sachen Petition zur Sicherung der Rechte von Gewaltopfern im Entschädigungsverfahren möchte ich Euch ein paar Erklärungen abgeben. Im vergangenen Jahr berichtete ein Whistleblower aus der Niedersächsischen Landesverwaltung Unglaubliches. Demnach schreiben gekaufte und vermeintlich unabhängige Ärzte in großer Zahl Gutachten zum Schaden der häufig schwer traumatisierten Antragsteller auf Opferentschädigung (OEG) und Berufsschadensausgleich (BSA), um den Landeshaushalt zu entlasten (den Text findet Ihr hier: https://wann-handeln-sie-herr-weil.jimdofree.com/portfolio/ ). Es geht dabei in jedem einzelnen Schicksalsfall um Rentenansprüche und damit insgesamt um sehr, sehr viel Geld. Die Politik deckt diese Machenschaften. Im Frühjahr 2018 wurde Ministerpräsident Weil davon in Kenntnis gesetzt, schweigt aber eisern. Diese Dinge geschehen offenbar nicht nur in Niedersachsen, sondern deutschlandweit. Es besteht ein engmaschiges Netz von Gutachtern, welche länderübergreifend kooperieren. Mit einer größeren Gruppe von Geschädigten (über 30 Personen) habe ich vor kurzem eine gemeinsame Petition erarbeitet, nachdem wir zuvor über Monate einen gründlichen Erfahrungsaustausch vorgenommen hatten. Ein Sozialrechtsanwalt steht uns beratend zur Seite. Die Petition haben wir vor rund einer Woche (Anfang Februar 2019) online gestellt: www.openpetition.de/!rvxtr  . In den wenigen Tagen haben fast 75 Personen die Petition unterzeichnet, doch leider ist das nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein. Für Menschen wie mich hängt die gesamte Zukunft meiner wirtschaftlichen Existenz von der Frage ab, ob ich meine Ansprüche durchsetzen kann. Doch dazu müsste ich ein faires Verfahren bekommen, und das hatte ich von Anfang an nicht (Details siehe hier oben in der PDF zum Download https://wann-handeln-sie-herr-weil.jimdofree.com/%C3%BCber-mich/ ). Ich durchlief bei Verwaltung und Gericht einen absoluten Albtraum, wie Ihr ihn Euch nicht vorstellen könnt. Auch ich hätte früher niemals geglaubt, dass solche Dinge in unserem Land möglich sind. Und was ich erlebe, ist kein Ausnahmefall, sondern die skrupellose Regel! Mein letztes Gutachten wurde im vergangenen Sommer von einer Chefärztin erstellt, welche als Traumaexpertin anerkannt ist, und es bestätigt die Diagnosen meiner Ärzte und damit meinen Anspruch. Doch die Richterin beruft sich auf eine über 80 Jahre alte Frau, zu welcher sie mich zuvor geschickt hatte und welche überhaupt gar keine traumaspezifische Diagnose bei mir durchführte. Das Gutachten der Expertin will die Richterin allenfalls "zur Kenntnis nehmen", wenn ich 500 Euro überweise. Ich bin kein Einzelfall, wie ich durch die Vernetzung in verschiedenen Opferforen im Internet erfuhr: Dies und noch viel mehr erleben Menschen, welchen das Schicksal übel mitspielte. Doch fast niemand steht uns bei, und ich bin inzwischen richtig "menschenmüde" geworden. Ich kann die Menschen nicht mehr sehen, zumindest diejenigen, welche ständig mit schneidiger Miene davon philosophieren, "dass wir so gut und gerne sicher leben" und es "ja allen so gut geht". Ich wollte immer alles richtig machen, doch offenbar habe ich alles falsch gemacht. Als Neunjähriger wollte ich meine achtjährige Mitschülerin auf dem Spielplatz vor einer Horde halbstarker Jugendlicher beschützen, welche plötzlich auftauchten und sie belästigten (auch anfassten). Ich schaffte es, sie von meiner Mitschülerin abzulenken, wurde aber dann selber zur Zielschiebe. Die Jugendlichen waren sehr aggressiv und taten einige Dinge, welche in mir eine Posttraumatische Belastungsstörung auslösten. Niemand kam mir zu Hilfe. Erst sehr spät fand sich ein Erwachsener, der dazwischenging. Das Ganze war so einschneidend, dass sich mein Klassenkamerad ebenfalls noch daran erinnert, mit dem wir zusammen zu Dritt friedlich auf dem Spielplatz gespielt hatten. Nein, ich war kein Held. Wenn ich damals gewußt hätte, was auf mich zukommt, wäre ich wahrscheinlich genauso stiften gegangen wie es die Erwachsenen zu tun pflegen...
Hinzu kam ein weiterer Übergriff durch einen anderen Jugendlichen wenige Monate später, an einem anderen Tatort. Da war ich gerade 10 Jahre alt. Der Jugendliche, den ich seit einigen Monaten flüchtig kannte, würgte mich plötzlich über Minuten in einem Wartezimmer einer behördlichen Jugendeinrichtung. Die Tür war geschlossen, und niemand in den umliegenden Büros bekam etwas mit. Es war ein kleiner Junge, der mich rettete. Er holte einen Sozialarbeiter zur Hilfe. Der damals junge Erwachsene wurde später Leiter der Einrichtung und kann sich angeblich nicht erinnern. Schade. Es wäre so wichtig, wenn dieser als Zeuge aussagen würde. Im Nachhinein frage ich mich, wie ich als kleiner Junge im Wartezimmer einer staatlichen Institution auf einen Jugendlichen treffen konnte, welcher so gefährlich war. Kein Wunder, dass der Mann sich nicht erinnert oder erinnern will. Doch Schwamm über die Fragen von Verantwortungen. Das Ganze geschah im Januar 1982, und es ist 37 Jahre her. Doch mein Leben schränken diese Dinge bis heute ein: ich hatte damals Todesangst, und in meiner Kindheit gingen noch weitere Dinge schief, die meine seelische Gesundheit nachhaltig schädigten. Wohl keiner kann sich vorstellen, wie man sich fühlt, als Zehnjähriger, der von einem Jugendlichen wieder und wieder gewürgt wird und keine Luft bekommt. Diese Ohnmacht und Wehrlosigkeit, und dieses Gefühl, nichts, aber auch gar nichts tun zu können, dieses Gefühl, jetzt sterben zu müssen. Die Essener Spezialärztin für Traumakunde hatte im vergangenen Sommer diagnostiziert, dass ich eine Erkrankung habe wie ein Soldat, der im Krieg war: nämlich eine Posttraumatische Belastungsstörung. Seit rund 10 Jahren (September 2009) läuft nun mein Verfahren auf Opferentschädigung und Berufsschadensausgleich beim Land Niedersachsen, inzwischen in zweiter Instanz vor Gericht. Und das Gericht will dieses Gutachten nicht einmal ansehen, wenn ich nicht 500 Euro auf den Tisch lege. Seit Antragstellung erlebte ich eine unglaubliche Kuriosität nach der anderen: ich darf wohl auf keinen Fall den Prozess gewinnen - ich wäre wohl zu teuer für das Land Niedersachsen. Aber das ist ein Kampf, den ich um mein zukünftiges Überleben führe. Wie froh wäre ich, wenn ich diesen Kampf um Anerkennung und Rehabilitierung als Gewaltopfer nicht führen müsste. Ich habe mein Leben lang kämpfen müssen, nur um das zu bekommen, was jedem normalerweise zusteht. Nämlich: Ein Gefühl von Sicherheit!

Ich habe mich entschieden, alles öffentlich zu machen, weil ich nichts mehr zu verlieren habe. Wer damit nicht klar kommt oder mir die Schuld gibt (auch diese Erfahrungen musste ich erlernen), den lasse ich halt hinter mir.  Aber was soll es: im Grunde weiß ich, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe. Das allgemeine Abdriften unserer Gesellschaft in die Perversität liegt nicht zuletzt darin begründet, weil zu viele Menschen schweigen, wo Unrecht geschieht. Doch wer schweigt, toleriert, dass alles so bleibt oder sich verschlechtert. Es gab da einen guten Spruch, der mich begleitet und mir Halt gibt: Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht! Und so will ich es für immer halten.

Ich kann jedem von Euch nur eines sagen: es kann genausogut auch jeden von Euch treffen- so wie ein Unfall. Doch es ist kein Unfall, wenn andere Menschen boshaft sind und übergriffig werden. Man geht arglos durch sein Leben, und plötzlich begegnet man einem Ungeheuer in Menschengestalt. Und dann ist nichts mehr wie früher. Und plötzlich gehört man für viele nicht mehr dazu: die gesunden Menschen verstehen einen häufig nicht mehr, und nicht selten wird man plötzlich deswegen sogar angefeindet. Wer dann auf den Rechtsstaat vertraut und um seine Rehabilitierung kämpft, stößt auf ein Netzwerk der Feindseligkeit, wird ein weiteres Mal zum Opfer gemacht...

Das muss sich ändern: UNBEDINGT! Darum bitte ich jeden von Euch von ganzem Herzen, gründlich darüber nachzudenken, unsere Petition zu unterzeichnen >>>  www.openpetition.de/!rvxtr   . Bitte, gebt Euch einen Ruck und lest zumindest die Petition sowie den Bericht des Whistleblowers aus Niedersachsen ( https://wann-handeln-sie-herr-weil.jimdofree.com/portfolio/ ) . Die Petition kann auch anonym gezeichnet werden. Wer die Petition nicht unterzeichnen möchte, dem mache ich keinen Vorwurf.  doch eines bitte ich jeden von Euch zu bedenken: Jeder kann ganz plötzlich und vollkommen unerwartet zur Zielscheibe von Gewalt werden. Und dann steht man häufig ganz alleine da...

Einer von vielen unschuldigen Gewaltopfern, welche von der hohen Politik bis heute im Stich gelassen werden...